Holocaust. Nachkommen erzählen. Anmeldung für Schulklassen

Holocaust. Nachkommen erzählen.
Wir haben gemeinsam mit Nachkommen von Holocaustüberlebenden und mit Geschichtslehrpersonen ein neues oral history Projekt entwickelt. Wir tragen das „Nie wieder“ der ersten Generation von Shoah Überlebenden weiter und leisten damit einen Beitrag gegen Geschichtsverfälschung und für einen lebendigen, kompetenzorientierten Geschichtsunterricht. Im Pilotjahr fanden Schulbesuche in 25 Schulklassen statt. Die Rückmeldungen von Schüler:innen und Lehrpersonen sind sehr positiv.

  • Dass man mal von jemandem eine Erzählung hört, der wirklich Bescheid weiss.
  • Jeder sollte eine Nacherzählung hören, die Menschen soll wissen was passiert ist und sich damit auseinandersetzen.
  • Bei Informationen aus dem Internet kann man nie 100% sicher sein, dass die Wahrheit erzählt wird, doch Naomi’s Grossvater war wirklich dort an genau diesem Zeitpunkt.
  • Um einen anderen Einblick zu erhalten, dass echte Geschichten und Erlebnisse erzählt werden und nicht nur alles aus dem Internet kommt.
  • Um neue Sichtweisen kennen zu lernen und auch die Nachwirkungen besser zu verstehen.
    Es ist ein Thema, das nicht vergessen gehen soll!

Was hast Du durch diese Nacherzählung gelernt?

  • Dass auch die Flucht vor den Nazis zum Holocaust zählt.
  • Dass Menschlichkeit auch während des Krieges existierte und dass es viele Juden ohne fremde Hilfe nicht geschafft hätten.
  • Dass es auch Menschen gab, die den Juden geholfen haben und dass es auch viele glückliche Zufälle gab aber auch unglückliche Zufälle wie zum Beispiel, dass die Eltern ihre Tochter weggeben und die Eltern überleben aber die Tochter stirbt.
  • Persönliche Fakten von Ari waren hilfreich um zu verstehen und es gab zum Glück auch Juden, die den Holocaust überlebten.
  • Ich hörte mal die Geschichte von Juden die NICHT in ein KZ kamen und so überlebten.
  • Man bekommt einen Einblick in ein anderes Leben, man erfährt Details, die man sonst nicht zu hören bekommt. Es ist eine Erfahrung die jemand mitbringt und nicht nur Texte die einfach zum googeln da sind.

 

 

Ausgangslage
Mit dem Verstummen der Zeitzeug:innen der Shoah entsteht laut Historiker:innen ein schwarzes Loch in der Erinnerungskultur und damit eine Leere, die Türen für Geschichtsverfälschung öffnet. Die Geschichte des Holocaust rückt weiter in die Ferne. Geschichtslehrpersonen benutzen Videos und Testimonials für den Unterricht über den Holocaust und es werden Videospiele und Hologramme programmiert, um Jugendliche zu motivieren, sich mit der Shoah auseinanderzusetzen.

Motivation der Nacherzähler:innen

  • Die Shoa darf nicht vergessen gehen, damit man so etwas nicht nochmals passiert.
  • Relativierung mit dem Holocaust – gerade aktuell zur Zeit von Corona – muss aufhören und da muss Aufklärungsarbeit geleistet werden.
  • Mir ist es ein Bedürfnis, die Geschichte meines Grossvaters weiterzuerzählen. Dazu haben wir eine persönliche Sicht, die uns hilft.
  • Es ist meine Herkunft, meine Familiengeschichte. Diese Geschichten sollten weitererzählt werden, damit das Wissen nicht vergessen geht. Denn Genozid kann sich auch in Zukunft wiederholen.
  • Es ist noch nicht lange her. Wir müssen die Erinnerung wachhalten.

 

 

Projektidee
Wir bieten mit den Nacherzähler:innen, Menschen der 2. und 3. Generation, deren Eltern oder Grosseltern die Shoah überlebt haben, im Schulzimmer eine Alternative zum Lernen am Bildschirm an. Nachkommen von Holocaustüberlebenden erzählen die Erlebnisse ihrer Eltern oder Grosseltern. Die Shoah wird aus der Perspektive der Nachkommen beleuchtet. Diese vermitteln dadurch

1) einen persönlichen Bezug zur Geschichte der Schoa allgemein,
2) zu ihren Geschichten über ihre (persönliche) Beziehung zu den Überlebenden,
3) zu ihrem persönlichen Umgang mit den Erinnerungen und Geschichten ihrer Vorfahren,
4) der eigenen «Verbindung» mit dem Massenmord,
5) zum Antisemitismus von damals und heute sowie schliesslich
6) zu ihrer persönlichen Motivation,

die familiären Geschichten und die Geschichte der Shoah im Allgemeinen weiterzuerzählen.

Dauer: 2 Lektionen
Kosten: 75 CHF

Das Projekt wird von der Eidg. Fachstelle zur Rassismusbekämpfung unterstützt und von Prof. Dr. Christian Mathis, Professor für Didaktik der Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Zürich begleitet.

Ein Dossier für Lehrpersonen erläutert, wie die Schulklassenbesuche von Nacherzähler/innen sinnvoll im Geschichtsunterricht eingebettet werden können und stellt die Lehrplanbezüge mit möglichen Kompetenzzielen, methodische Anleitungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Besuche vor.

Seit Herbst 2021 besuchen wir auch Schulklassen in Berufsschulen und Kantonsschulen.

Der Inhalt des Schulbesuches lehnt sich an die Bildungsziele der kantonalen Lehrpläne der Sekundarstufe I (Lehrplan 21) und Sekundarstufe II (Rahmenlehrpläne Gymnasium sowie Allgemeinbildender Unterricht Berufsschulen). Der Schulbesuch von Holocaust Nachkommen wurde im Katalog Bildungsaktivität von éducation21 referenziert.

Evaluation Schulbesuche
Eine Forschungsgruppe der Pädagogischen Hochschule Zürich unter der Leitung von Prof. Dr.Christian Mathis hat die Schulbesuche von 10 Holocaust Nachkommen in 37 Schulklassen an Berufsschulen und Gymnasien in 11 Deutschschweizer Kantone untersucht. Die Resultate sind überaus positiv.

Evaluation der Schulbesuche von Holocaust Nachkommen in Berufs- und Kantonsschulen in den Jahren 2022/23

  • Die Nachkomm:innen-Besuche und -Erzählungen sind eine bildungswirksame Ergänzung zum schulischen Geschichtsunterricht.

Autor: Prof. Dr. Christian Mathis , Professor Didaktik Geschichte & Leiter Forschungsgruppe Didaktiken Gesellschaftswissenschaften

Zusammenfassung
Die Mehrheit der Lehrpersonen beurteilen die Vermittlung der Shoah durch die Nachkomm:innen sehr positiv. An Kantonsschulen und Mittelschulen wurde die Erzählung überwiegend als «sehr gut» oder «gut» eingestuft. Bei Berufsschulen fiel die Bewertung etwas niedriger aus.
Über achtzig Prozent der Lehrpersonen bewerteten die Erzählungen als «sehr hilfreich» oder «hilfreich» zur Erreichung der Lernziele. Die Mehrheit der Lehrpersonen würde gerne wieder eine:n Nachkomm:in einladen, wobei Kantonsschullehrpersonen am positivsten eingestellt sind. Alle Lehrpersonen schätzen zudem den Beitrag der Nachkomm:innenbesuche zur Rassismusprävention als hoch ein.
Die Schüler:innen bewerten die Begegnungen ebenfalls positiv. Die Kantonsschüler:innen schätzen sie als wichtiger und hilfreicher ein als Schüler:innen anderer Schultypen. Die Schüler:innen betonen dabei die Bedeutung des Nichtvergessens und des besseren Verständnisses der damaligen Zeit. Einige wenige sehen explizit auch einen Zusammenhang zur heutigen Rassismusprävention. Die Schüler:innen lernen gemäss ihrer Einschätzung viel über die Diskriminierung und Verfolgung während des Holocaust. Besonders der Alltag in Ghettos und Konzentrationslagern sowie die persönlichen Schicksale wurden dabei hervorgehoben. Die positiven Rückmeldungen von Lehrpersonen und Schüler:innen zeigen die Relevanz des Projekts.

Die Einbettung der Erzählung in den Unterricht wird unterschiedlich gut bewertet. Es zeigt sich, dass die Lehrpersonen die Besuche der Nachkomm:innen grundsätzlich positiv bewerten. Die Integration in den Unterricht variiert jedoch je nach Schultyp. Kantonsschullehrpersonen bewerten dies am besten, während Berufsschullehrpersonen häufiger «es geht so» ankreuzen. Das hat wohl insbesondere mit dem Schultyp bzw. mit der Stellung und Kontinuität des Geschichtsunterrichts innerhalb des allgemeinbildenden Unterrichts (ABU) zu tun, wodurch sich die Vor- und Nachbereitungen der Besuche weniger leicht als in den Mittelschulen und Gymnasien organisieren lassen. Die Angaben der Lehrpersonen zu den Vorbereitungen und Nachbereitungen der Besuche variieren stark. Während einige Lehrpersonen ausführlich vor- und nachbereiten, gibt die grosse Mehrheit an, nur eine kurze Vorbereitung von typischerweise zwei Lektionen und eine sehr kurze Nachbesprechung durchzuführen.

Die ausführlichen Resultate und den Bericht zur Evaluation finden Sie hier: Bericht Evaluation Nachkommenbesuche

 

In der Presse
Luzerner Zeitung, 27.01.2022
Tagesanzeiger, 02.02.2022
Thuner Tagblatt, 03.02.2022
Migros Magazin, 04.04.2022
Luzerner Zeitung, 15.09.2022
Der Bund, 17.09.2022
Badener Tagblatt, 27.09.2022
Pfarrblatt, 05.10.2022

Anmeldung Schulklassen (Email oder Internetformular)
Ja, ich möchte eine/n Nacherzähler/in vom Projekt „Holocaust. Nachkommen erzählen.“ in meine Schulklasse einladen.

    Zeitpunkt der Klasse
    Ich habe den Nationalsozialismus und den Holocaust im Unterricht besprochen
    JaNein

    In Kooperation mit der
    
GAMARAAL Foundation.
    Mit Unterstützung der
    Fachstelle zur Rassismusbekämpfung.
    Mit fachlicher Begleitung der PHZH.
    In Kooperation mit éducation21.